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Lebenslauf – ein antiquiertes Dokument. Was er dennoch kann und wofür er niemals gedacht war.

Canva-Design, bunte Balken, Icons und zwei Spalten – und trotzdem fliegst du im ersten Scan raus? Der Lebenslauf ist ein Relikt aus einer anderen Zeit. Hier erfährst du, was er tatsächlich kann, wo er systematisch versagt und wie du ihn endlich so nutzt, wie er gedacht war.

Dr. Georg Lamers

Dr. Georg Lamers

5. Dezember 2025

Lebenslauf – ein antiquiertes Dokument. Was er dennoch kann und wofür er niemals gedacht war.

Der Lebenslauf ist so ein bisschen wie die Schallplatte der Bewerbungswelt:

Alle schwören drauf, alle benutzen ihn – und gleichzeitig ist völlig klar:
Für das, wofür wir ihn heute missbrauchen, war er nie gedacht.

Trotzdem basteln Menschen nächtelang daran rum:

  • Tabellen, damit alles „schön in Spalten“ steht
  • Icons für Hobbys
  • fünf Farben, drei Schriften, zwei Spalten
  • PDF mit eingebauten Grafiken und Text in Kästchen

Und dann wundern sich alle, wenn:

  • das Bewerbungsportal den CV zerhackt,
  • die ATS-Software nur Bahnhof versteht
  • und der Mensch dahinter nach 20 Sekunden entnervt zum nächsten Profil klickt.

Zeit, den Lebenslauf einmal ehrlich anzuschauen:
Was kann er wirklich?
Wo sabotieren wir uns mit Design-Spielereien?
Und wofür war dieses Dokument schlicht nie gedacht?

Kurzer Zeitsprung: Wofür der Lebenslauf eigentlich erfunden wurde

Historisch war der Lebenslauf ein sehr bodenständiges Ding:

  • Papier.
  • Ein paar Seiten.
  • Chronologische Auflistung von Stationen.

Er diente dazu, einer Person in überschaubarer Zeit anzusehen:

  • Wer bist du?
  • Was hast du gemacht?
  • Wo warst du wann wie lange?

Das ist auch heute noch seine Stärke:
Der Lebenslauf ist ein Register deiner Vergangenheit, kein Instagram-Feed deiner Persönlichkeit.

Er funktioniert wunderbar, wenn:

  • jemand in Ruhe lesen darf,
  • auf Papier blättert oder in einer PDF scrollt,
  • keinen Druck hat, 150 andere Profile durchzugehen.

Nur: So läuft Recruiting 2025 nicht mehr.

Was der Lebenslauf 2025 noch richtig gut kann

Bevor wir ihn demontieren, die Liebeserklärung:

1. Er zeigt deinen roten Faden

Man sieht auf einen Blick:

  • Welche Branchen du kennst
  • Wie lange du an einem Ort geblieben bist
  • Ob du Verantwortung aufgebaut hast

Jede Station ist wie ein Kapitel in deinem Buch.
Der Lebenslauf ist das Inhaltsverzeichnis, nicht die Rezension.

2. Er macht Lücken und Brüche sichtbar

Ob wir das mögen oder nicht:
HR und Fachbereiche schauen auf Dinge wie:

  • Zeiträume ohne Beschäftigung
  • häufige Jobwechsel
  • radikale Richtungswechsel

Für all das gibt es oft gute Gründe – nur: sichtbar werden sie zunächst im Lebenslauf. Er wirft Fragen auf, die später im Gespräch geklärt werden können.

3. Er dokumentiert harte Fakten

Abschlüsse, Zertifikate, Jobtitel, Verantwortungsumfang:
Das ist das Terrain, auf dem der Lebenslauf zuhause ist.

Solange wir im Modus „Papier, Ruhe, Muße“ denken, ist er ein solides Werkzeug.

Nur: Wir sind nicht mehr im Papiermodus.
Wir sind im Scanmodus.

Die Realität: Der Lebenslauf steckt im falschen Jahrhundert

Heute gehen Lebensläufe zuerst nicht auf einen Schreibtisch, sondern in ein System: ein Applicant Tracking System (ATS).

Was macht so ein ATS?

  • Es versucht, aus deinem Dokument nur noch Text rauszuziehen.
  • Es will erkennen: Name, Kontaktdaten, Jobtitel, Firmen, Daten, Skills.
  • Dafür liest es den Inhalt linear, von oben nach unten, von links nach rechts – und hofft, dass alles brav in Standardblöcken steht.

Jetzt rate, wie gut das klappt, wenn du:

  • mit Tabellen arbeitest („sieht so schön ordentlich aus“)
  • zweispaltige Layouts baust
  • Text in Textboxen oder hübsche Shapes packst
  • Icons benutzt statt Wörter
  • PDF exportierst, bei dem die Schrift am Ende als Bild eingebettet ist

Die Antwort:
Nicht gut. Zum Teil katastrophal.

Tabellen: Ordnung fürs Auge, Chaos für Maschinen

Viele Ratgeber sagen: „Nutze Tabellen, dann bleibt alles schön ausgerichtet.“

ATS-Systeme sagen: „Hold my Beer.“

  • Inhalte in Tabellen werden oft falsch zugeordnet oder komplett ignoriert.
  • Besonders fies: Wenn du wichtige Infos wie Arbeitgeber oder Jobtitel in Tabellenzellen versteckst, kann für das System dein Lebenslauf plötzlich „leer“ aussehen.

Das sieht dann so aus, als hättest du:

„keine Berufserfahrung“ – obwohl du seit 15 Jahren im Job stehst.

Spalten, Textboxen, Shapes: Layout-OP am offenen Herzen

Zweispaltige Designs sind beliebt: links die Skills in bunt, rechts die Erfahrung.
Auf dem Bildschirm sieht das fancy aus.

Für ATS kann das heißen:

  • Die linke Spalte wird zuerst gelesen, dann die rechte
  • oder die rechte zuerst, dann die linke
  • oder alles wild durcheinander, weil die Software das Dokument anders „entpackt“

Ergebnis:

  • Sätze, die plötzlich in der Mitte umspringen
  • Bulletpoints, die ihrer Überschrift davonlaufen
  • Skills, die im Nirwana verschwinden

Wenn du testen willst, wie sehr dein Lebenslauf darunter leidet:
Kopier mal alles in einen simplen Texteditor. Wenn es da schon unleserlich wird, kannst du dir vorstellen, wie sich ein ATS fühlt.

Text in Bildern: Schön, aber unsichtbar

Logos, grafische Balken für „Skill-Level“, hübsche Infografiken – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.

Dem ATS schon.

  • Alles, was als Bild eingebettet ist, ist für viele Systeme schlicht unsichtbar.
  • Manche PDFs bestehen komplett aus einem Bild – dann sieht das System: eine weiße Seite mit nichts drauf.

Heißt:

Der Teil deines Lebenslaufs, in den du am meisten Liebe gesteckt hast, ist möglicherweise der, den niemand je zu Gesicht bekommt.

Wenn Design den Menschen ausbremst

Selbst wenn wir das ATS kurz vergessen:
Überdesignte Lebensläufe sind auch für Menschen eine Falle.

Recruiter:innen und Fachbereiche sagen in Befragungen recht klar:

  • Sie wollen simple, klar strukturierte Dokumente, bei denen das Geschriebene im Vordergrund steht – nicht Grafiken, Fotos oder verspielte Layouts.
  • Je mehr Farben, Linien und Kästchen, desto mehr muss das Gehirn arbeiten, um überhaupt die Basisinfos zu finden.

Wenn du im Schnitt:

  • 30–60 Sekunden Zeit pro CV hast,
  • parallel Mails aufploppen und Teams brummt,

dann ist jeder zusätzliche Denkaufwand ein Nachteil – für dich.

Oder wie es eine Recruiterin mal formuliert hat:

„Wenn ich erst einen Farblegenden-Workshop machen muss, um zu verstehen, was hier Berufserfahrung und was Dekoration ist, bin ich raus.“

Ein überdesigntes Layout ist wie laute Musik in einer Vorlesung:
Beeindruckend, aber niemand hört den Inhalt.

Wofür der Lebenslauf nie gedacht war

Jetzt kommen wir zum Kern.

Der Lebenslauf war nie dafür gemacht, was wir heute von ihm erwarten:

1. Er ist kein Eignungsgutachten

Ein CV ist eine Sammlung von Fakten.
Er beantwortet:

  • Was hast du wann gemacht?

Er beantwortet NICHT:

  • Wie gut hast du es gemacht?
  • Wie groß war die Lernkurve?
  • Wie sehr passt das zu genau dieser Stelle?

Das versuchen Recruiter:innen und Fachbereiche im Kopf zu leisten – in Sekunden, ohne Eignungsdiagnostik-Ausbildung. Kein Wunder, dass so viel schiefgeht.

2. Er ist kein Marketing-Prospekt

Canva & Co. haben uns eingeredet, ein Lebenslauf müsse heute aussehen wie eine Werbebroschüre.

Die harte Wahrheit:

  • Weder ATS noch gestresste Entscheider danken dir dafür.
  • Vieles davon wird weggefiltert oder macht das Lesen schwerer.

Der Lebenslauf ist eher wie ein Kontoauszug als wie ein Hochglanz-Poster.
Schön, wenn er sauber aussieht – aber primär soll er verständlich sein.

3. Er ist kein Allzweck-Dokument für alle Jobs dieser Welt

Dein CV erzählt deinen Weg.
Er ist nicht dafür gebaut, jede denkbare Stelle perfekt zu „bespielen“.

Zu glauben, man könne:

  • für jede Stelle
  • denselben Werdegang
  • nur durch Layout oder Wortkosmetik

plötzlich zur „perfekten Passung“ machen, ist die große Lebenslauf-Illusion.

Was sich ändert, ist nicht dein Lebenslauf.
Was sich ändert, ist die Interpretation dieses Lebenslaufs – je nach Anforderung.

Und genau da fängt moderne Eignungsdiagnostik an.

Was tun, wenn das zentrale Bewerbungsdokument so viele Grenzen hat?

Nein, die Lösung ist nicht: „Lebensläufe abschaffen.“
Die Lösung ist:

Den Lebenslauf wieder das sein lassen, was er gut kann – und ihm das abnehmen, wofür er nie gedacht war.

Konkret:

Mach ihn lesbar, nicht spektakulär

  • Einspaltiges Layout, klare Überschriften, Bulletpoints.
  • Kein Tabellenkonstrukt, keine Textbox-Orgien, keine Text-Bilder.
  • Dezente, hohe Kontraste statt Farbexplosion.

Design ist nicht verboten.
Aber die Frage ist: „Hilft es dem Lesen?“ – nicht: „Gefällt es meinem inneren Innenarchitekten?“

Erwarte vom Lebenslauf nicht mehr, als er leisten kann. Er wird dich nie vollständig „verkaufen“.
Er kann nur deinen Weg abbilden – nicht deine Eignung im Detail beweisen.

Kopple ihn mit einem Instrument, das Eignung wirklich zeigen kann. Genau hier kommt – in deinem Kontext – der Applicant Talent Report ins Spiel.

Lebenslauf + Applicant Talent Report: Buch + Gutachten

Wenn man so will, ist dein Lebenslauf das Buch:

  • Kapitel, Daten, Stationen – alles drin.
  • Aber ohne Bewertung, ohne klare Antwort auf „passt das?“.

Der Applicant Talent Report (ATR) ist nicht das Buch – sondern:

  • das Gutachten, das dieses Buch für eine ganz bestimmte Stelle liest
  • die Übersetzung:
    • Welche Anforderungen stellt die Stelle?
    • Wo liefert dein Werdegang genau das?
    • Wo liegen eventuelle Risiken oder offene Punkte?

Am Ende steht nicht nur: „Diese Person hat X, Y und Z gemacht.“

Sondern etwas in der Art von:

„Für diese Stelle ist die Eignung sehr hoch.
Die wichtigsten Anforderungen sind durch folgende Erfahrungen belegt…
Empfehlung: Einladung zum Gespräch.“

Das nimmt dem Lebenslauf nichts weg – im Gegenteil:

  • Er bleibt deine Fact-Base.
  • Der ATR macht aus dieser Fact-Base eine klar entschiedene Aussage.

Für Recruiter:innen und Fachbereiche heißt das:

  • weniger Raten
  • weniger Bauchgefühl auf dünner Informationsbasis
  • mehr Sicherheit in der Entscheidung

Für dich heißt es:

  • weniger Hoffen, dass jemand in 30 Sekunden genau das „rausliest“, was du kannst
  • mehr Kontrolle darüber, wie deine Eignung wahrgenommen wird

Fazit: Der Lebenslauf ist nicht tot – er braucht nur endlich einen Kontext, der zu ihm passt

Der Lebenslauf ist ein bisschen wie eine analoge Landkarte in einer Welt voller Navigationssysteme:

  • Als Übersicht ist er wertvoll.
  • Als alleiniger Wegweiser wird er mit der Komplexität überfordert.

Er ist:

  • ein gutes Archiv
  • ein brauchbares Inhaltsverzeichnis
  • ein solider Startpunkt

Er ist nicht:

  • ein Eignungs-Gutachten
  • ein Algorithmus-Futter für komplexe Matching-Logik
  • ein Kunstwerk, das Recruiter:innen in Verzückung versetzt

Wenn du das verstehst, passiert etwas Befreiendes:

  • Du musst nicht mehr versuchen, deinen Lebenslauf in eine PowerPoint-Präsentation auf zwei Seiten zu pressen.
  • Du kannst ihn wieder schlicht, klar und lesbar machen.
  • Und die eigentliche Magie – die Frage „Wie gut passt du wirklich?“ – dorthin verlagern, wo sie hingehört: in ein Instrument, das dafür gebaut wurde.

Der Lebenslauf erzählt, was du gemacht hast.
Der Applicant Talent Report zeigt, wozu dich das qualifiziert.

Beides zusammen ist deutlich stärker als jeder noch so bunte CV allein.

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Dr. Georg Lamers

Über den Autor

Dr. Georg Lamers

Dr. Georg Lamers ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler, ehemaliger Geschäftsführer in der produzierenden Industrie und heute Headhunter. Unter der Marke Elinora entwickelt er Werkzeuge, die Bewerbenden helfen, im modernen Recruiting sichtbar zu bleiben und fair beurteilt zu werden – damit Menschen den gesamten Bewerbungsprozess erfolgreich meistern.

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